Ein Mythos der ganzen Erde: Mittelerde

Tipps

Merry, Frodo, Sam und Pippin

Die vier kleinen Helden von Mittelerde: Merry, Frodo, Sam, Pippin

Einen eigenen Mythos erschaffen hat Tolkien mit Mittelerde. Bis in die Anfänge des Werdens von Mittelerde hinein.

Einen Mythos, der inzwischen in unserer ganzen Welt fast jeder kennt.

Was die Mythen der alten Reiche von Enki und Inanna, Isis,  oder auch Zeus bei all ihrer Herrlichkeit und Berühmtheit nicht von sich sagen können.

Den Ring der Macht und die Helden, die diesen Ring gemeinsam vernichten: Gandalf, Aragorn, Frodo und Sam haben die Normal-Welt der Menschen mit ihrem Heldenmut erobert. Nicht ein großer Held, der von allen bewundert würde, sondern viele – mindestens acht – und da wäre noch nicht einmal Eowyn mit gezählt. Was gar nicht geht 🙂

Nun also hat in Mittelerde das vierte Zeitalter, das Zeitalter der Menschen, begonnen.

Mittelerde Mythos bei Google+
Vor einem halben Jahrhundert schon. Doch liegt es noch immer im Nebel der Zukunft und wartet auf seine Schöpfer. Aragorn allein kann und will dieser Schöpfer nicht sein. Auch wenn er – natürlich – schon handelt.

Mittelerde lebt. Hat einzigartige Berge, Flüsse, Städte, Götter, eine weit zurückgreifende Geschichte und Helden, die jeder Tolkien-Freund kennt. Und derer gibt es viele.

Das Auenland, Minas Tirith, der große Fluss Anduin. Bruchtal, Lothlorien, Rohan oder der einsame Berg sind vielen Millionen Menschen in allen Ländern unserer Normal-Erde ein Begriff.

Auch Gandalf und Aragorn, Legolas, Gimli, Bilbo und die vier Hobbits der Ringgemeinschaft kennt nahezu jedes Kind. Und Arwen, Elrond, Galadriel und Thranduil, Thorin Eichenschild und Balin, Boromir und Faramir, Eowyn und Eomer oder Tom Bombadil sind einzigartige Charaktere mit einzigartigen Namen, die sich inzwischen vielen Menschen eingeprägt haben.

Gandalf der weiße Zauberer von Mittelerde

Gandalf der weiße Zauberer von Mittelerde

Und selbst Saruman, Sauron und Melkor, ganz zu schweigen von dem einen Ring, dem Ring der Macht, sind keine abstrakten Begriffe, deren Bedeutung man erst nachschlagen / googeln müsste, sondern faszinieren durch ihre unheimliche Macht.

Wie geht es mit Mittelerde weiter?

Eine Welt ist Mittelerde für uns Menschen in Normal-Erde geworden, in die man eintaucht und sich auskennt und zu Hause, in der Heimat fühlt. Und auch die Welt, in der wir alltäglich leben, mitunter ein wenig besser verstehen lässt. Nicht 1: 1 – wie jeder Mythos so zieht auch Mittelerde große Bögen in die Vergangenheit und Zukunft des Menschen. Eröffnet Möglichkeiten, zeigt Zusammenhänge, die wir im Alltag nicht sehen können.

  • Kommt es zum großen Showdown – Dagor Dagorath – und wenn ja, wie geht es danach weiter?
  • Bleibt Mittelerde auf ewig im Mittelalter gefangen?
  • Was wird aus Mittelerde im Zeitalter der Menschen?
  • Wohin geht Aragorn nach seinem Tod?
  • Was könnte sich hinter dem Geheimnis der Gabe von Eru an die Menschen verbergen?

Fragen, denen auf dieser Webseite nachgegangen wird.

Nicht nur Tolkien selbst, sondern auch viele FanFiction – Autoren, Spiele-Macher und Peter Jackson & Co  sind kreativ geniale Baumeister von Mittelerde, wie wir es kennen und lieben.

Mythos Mittelerde - Er, der in Macht ersteht - Melkor

Mythos Mittelerde – Er, der in Macht ersteht – Melkor

Post einer FanFiction Autorin für eine „Kollegin“

Nein, Mellon nin, bloße Fiktion ist Mittelerde nicht.
Und Illusion ist sie nicht.
Mittelerde ist – schon jetzt, nach hundert Jahren,
die ersten Klänge, Ideen und Farben von Tolkien als Anfang genommen –
Zum Mythos geworden.

Mythos Mittelerde – Er, der in Macht ersteht – Melkor
Eine andere, eine mythische, Welt,
Eine Welt, in der Menschen leben können.
In der sie leben wollen.
Die sie verändern,
Für die die sie träumen und handeln.
Wenn sie wollen.

Spürst du es nicht?
Wusstest du es nicht?
Dass mythische Welten heilen?

Die Macht des Mythos

Obwohl ich von Tolkiens Welt seit 20 Jahren fasziniert bin, war ich dennoch lange Zeit nicht auf die Idee gekommen, dass Mittelerde mitnichten eine bloße Fantasy-Welt ist.

Wer sich mit dem Lebenswerk des Mythenforschers Campbell beschäftigt hat, erinnert sich vielleicht daran: Die Kraft der antiken Mythen war Jahrtausende lang so mächtig, Vertrauen schaffend, orientierend, schützend, dass man ohne Übertreibung sagen kann:

Das Menschengeschlecht erschuf sich selbst durch seine Mythen als das, was es nun selbstverständlich ist: Die Krone der Schöpfung. Schöpfung, die sich ihrer selbst bewusst geworden ist.

Und Joseph Campbell beschreibt auch, wann die ungeheure Kraft der antiken Mythen zu versagen begann.

Natürliche Grenzen der alten Mythen

So mächtig die Mythen in alten Zeiten waren und dem Leben der Menschen Sinn, Orientierung und Erfüllung schenkten – sie verblassten.

Und zwar zu dem Zeitpunkt, als nicht nur Gemeinschaften von Menschen, sondern individuelle Persönlichkeiten  – in Griechenland zu Zeiten von Sokrates – sich ihrer schöpferischen Größe bewusst wurden.

Künstler, Philosophen, Staatenlenker machten sich nun einen Namen und begannen, weittragende Entscheidungen zu treffen. Das Ich, wo es zuvor nur ein Wir in der Natur gab, erschien auf der Weltbühne und sprengte die Grenzen der – noch – überschaubaren Welten, in denen die Mythen der Altvorderen zu Hause gewesen waren.

Das fruchtbare Land zwischen Euphrat und Tigris oder das entlang des Nil, an den Küsten der agäischen Inseln waren nun nicht mehr „die ganze Welt“, sondern eine Welt unter vielen anderen, die offenbar auch, nur eben ganz anders, funktionierten.

Mythos Mittelerde - Balin: Es sieht eher wie ein Brieföffner aus.

Mythos Mittelerde – Balin: Es sieht eher wie ein Brieföffner aus.

Spätestens als die Welt rund wurde – zu Zeiten der aufkommenden Wissenschaften – hatten die alten Mythen ihre Macht einer umfassenden Welt-Deutung verloren.

Ein Mythos der ganzen Erde

Ohne einen Vertrauen und Identität schaffenden Mythos aber, so Campbell, sind Menschen auf Dauer nicht lebensfähig. Weder als  einzelner Mensch, noch als Gemeinschaft von Menschen.

Sich selbst (Einzelner wie Gemeinwesen) am Leben zu halten ist anstrengend und ein ständiger Kampf. Instinkte, wie sie Tiere zur Verfügung haben, um sich ihrer Umwelt anzupassen, stehen den Menschen dafür nur noch sehr begrenzt und roh zu Verfügung.

Menschen sind inzwischen auch biologisch (Gehirn, Instinktreduktion) auf Selber-Denken Müssen programmiert. Sie müssen etwas tun, was keiner Pflanze und keinem Tier abverlangt ist: Eigene existentielle Entscheidungen treffen. Das was sie faktisch tun, in Frage stellen und neu entscheiden. Nur Menschen können das. Und das geht in eins damit, dass sie es müssen. Müssen, um zu überleben.

Das steht er nun der Mensch – seit tausenden von Menschenleben auf dieser Erde und stark und selbstbewusst gegenüber der Natur geworden, das Genie unter ihren Kindern. Und fragt sich: Und wozu?

Und weder die allwaltende Natur, noch ein allmächtiger Gott kann ihm heute noch eine Antwort darauf geben. Er, der Mensch, ist all diesen Antworten, die ihm einst heilig galten, entwachsen.

Und doch muss er – das kennt er von sich, so ist gebaut – Antworten finden. Mächtige, überzeugende, handlungsleitende, keine kleinen, privaten, tröstenden.

Nein – nicht finden. Er muss sie er-finden. Er, das Genie unter den Kindern der Natur.

Eine solch grandiose Selbstbeschreibung der Aufgabe der menschlichen Gattung und damit jedes einzelnen Menschen kann nur ein Mythos  erfüllen. Ein Mythos, so Campbell und das habe ich von ihm gelernt, der ganzen Erde.

Regional beschränkte Mythen funktionierten – damals. Heute können sie nicht mehr funktionieren, sondern sind eh obsolet oder – in manchen Ländern der Erde – zur Fessel an längst Vergangenes geworden.

Heute braucht die Gattung Mensch einen Mythos der ganzen Erde.

Mittelerde – Mythos

Ein Mythos der ganzen Erde? Wie könnte solch ein Mythos beschaffen sein, was müsste er zeigen? Was für Geschichten erzählen?

Obwohl Mittelerde von Tolkien mir nicht unbekannt war, bin ich nicht auf die Idee gekommen, dass es einen solchen Mythos schon geben könnte.

Galadriel empfängt die Gefährten

Galadriel empfängt die Gefährten

Doch könnte es gut sein – was auch stimmig wäre zu der Eigendynamik, in der ein Mythos entsteht – dass Mittelerde erst mit den Filmen von Peter Jackson sein Mythos-Potential offenbart hat.

So ist auch mir erst mit den Filmen endlich aufgegangen ist, dass Tolkien nicht nur nordische (nordeuropäische, keltische, englische) Mythen in Mittelerde aufgenommen hat, sondern noch tiefer in die Geschichte gegangen ist.

Bis in die Wurzeln der Sprachentwicklung und Menschwerdung ist Tolkien beim Erschaffen seiner Welt, der Tolkien Welt, wie sie heute genannt wird, hinein gegangen.

Auch die griechischen Götter und auch die sumerisch-babylonischen Götter und Helden, allen voran Gilgamesch hat Tolkien in seine Welt – Arda – hinein gewoben. Deutlich vor allem in den Geschichten um Numenor.

Tolkien hat die Mythen von Mittelerde eben nicht frei erfunden und wollte das auch nicht. Tolkien war nicht nur Schriftsteller, sondern in erster Linie (hauptamtlich, Professor) ein Sprach- und Mythenforscher.

Und hat die zentralen Themen diverser Mythen aufgenommen und weitergedacht:

Unsterblichkeit der Götter und die Sterblichkeit des Menschen, Schicksal, Wille und Verantwortung eigene Entscheidungen zu treffen, Gemeinschaft, Freundschaft und Liebe.

Elrond übergibt Anduril an Aragorn

Elrond übergibt Anduril an Aragorn

Bis in die Tiefe der Menschwerdung, bis an das Grundproblem der Schöpfung – versus Geschöpf, weitergedacht und zu lebendigen Ideen:  archetypischen Figuren – verdichtet.

Dank dieser Verdichtung zu Archetypen vermutlich ist ihm das Kunststück gelungen ist, alte mythische Gestalten aus ihrer regionalen Beschränkung zu lösen.

Und in einem anderen Gewand (Sprache, Landschaft, Valar, Elben, Zwerge, Hobbits, Menschen) zu einem Mythos der ganzen Erde und der Menschheit zu verdichten.

Es ist vollbracht – ein Mythos der ganzen Erde. Dank Peter Jackson und seinem Team weltweit bekannt und angenommen.

Ein Mythos der Welt, der Erde zumindest mal – wunderbar. Und, um mit Pippin zu fragen: Und wo soll´s hingehen?

Mittelerde – ein Mythos der Zukunft

Mythos Mittelerde - Frodo und Sam entdecken Waldelben

Mythos Mittelerde – Frodo und Sam entdecken Waldelben

Mittelerde, auch ganz Arda, ist nicht nur weltweit bekannt und begeistert Millionen Menschen.

Was mich noch mehr fasziniert ist, dass Tolkien mit Mittelerde eine Welt erschaffen hat, in die Menschen von heute aus aller Welt sich heimisch fühlen.

Und so mancher, ja erstaunlich viele, spüren früher oder später den Wunsch, Bilbo und Thorin Eichenschild, Frodo und Sam, Gandalf, Aragorn und Arwen, Faramir und Eowyn, Elrond und Galadriel, Legolas und Gimli, Eomer, Pippin und Merry nun, da sie einem an´s Herz gewachsen sind, nicht einfach mit ihrem Schicksal im Stich zu lassen.

Mythos Mittelerde - Telperion und Laurelin

Mythos Mittelerde – Telperion und Laurelin

Tolkien legt viele fast unsichtbare Spuren, die weiterführen als die Geschichten selbst erzählen. Spuren, durch Fragen, die offen bleiben.

  1. Was tun Gandalf und Frodo, wenn sie im Westen, in Aman angekommen sind? Wie und wem werden sie dort leben, worum wird es ihnen in dieser – fernen, doch nicht gänzlich unerreichbaren Welt – gehn?
  2. Muss das Schicksal von Aragorn und Arwen unentrinnbar tragisch enden, könnte es für sie nicht doch einen Weg geben, obwohl kein Schiff mehr fährt?
  3. Eowyn – die ihr Ziel, eine ruhmvolle Heldin im Kampf gegen Sauron zu werden, erreicht hat – wird sie nun glücklich als Fürstin von Ithilien sein? Hat sie mit dem klugen sanften Faramir nicht einen Mann gefunden, der tief in die Geschichte der Menschen hineinfühlen kann?
  4. Morgoth ist mit Sauron nicht besiegt. Gandalf und Elrond, Galadriel und Arwen, Aragorn und Faramir, sie mindestens, wissen das.
Mythos Mittelerde - Bilbo und Balin

Mythos Mittelerde – Bilbo und Balin

Fragen in die Zukunft von Mittelerde hinein. Tolkien beantwortet sie nicht. Der Film von Peter Jackson lässt sie auf seine Weise, ebenfalls offen. Auch wenn er das Jenseits der Elben Pippin, einem Hobbit, verheißt.

Doch kann man sie übersehen? Lockt Mittelerde mit seinen vielen offen bleibenden Schicksalen den Leser nicht heraus, sich zu fragen, wie es den Menschen und Elben, Zwergen und Hobbits weiter gehen könnte?

Was sie mit ihren schwer erkämpften Frieden, was mit ihrer nun gewonnenen Freiheit tun? Ob ihre Heldenzeit mit Sauron vorüber ist? Ob und in welch einem Kampf sie sich wieder und neue Gefährten finden?

Fragen, die man an eine bloße Fiktion nicht stellen würde.